Würselen-Morsbach : Vor 50 Jahren die letzte Kohle auf Gouley gefördert
Würselen Schaut man in die durchaus bewegte Geschichte von Würselen, so stechen in diesem Jahr gleich zwei runde Jubiläen rund um die Grube Gouley im Ortsteil Morsbach heraus. Vor genau 50 Jahren wurde dort die letzte Kohle gefördert.
Bereits 1599 wurde die Grube erwähnt. Der Name Gouley bedeutete in der damaligen Umgangssprache „guter Stein“. Hammer und Schlegel sind auch heute noch ein Bestandteil des Würselener Stadtwappens. Nach verschiedenen Besitzern übernahm 1817 Gerhard Dement das Bergwerk, seinerzeit dann im Volksmund „Welsche Kull“ genannt. Seiner Familie gehörte auch die Vereinigungsgesellschaft, 1909 ging der gesamte Besitz in den Eschweiler Bergwerks Verein (EBV) auf.
Die Grube Gouley war über viele Jahrzehnte der mit Abstand bedeutendste Arbeitsgeber Würselens, zeitweise fanden rund 4.000 Menschen dort Beschäftigung. Mindestens die gleiche Zahl an Jobs kam bei Zuliefern und Nahversorgern noch einmal hinzu. Das Aus für das Bergwerk Gouley kam, als die Stollen unterirdisch mit denen der Grube Anna II in Alsdorf verbunden wurden und eine Kohleförderung über den dortigen Schacht den Verantwortlichen effektiver schien.
Am 31. März 1969 war dann endgültig Schluss, viele Menschen verloren Jobs und die Stadt Würselen ihre bedeutendste Steuereinnahmequelle. Die letzten zehn Jahre während des Betriebs von Gouley hatte der damals neue und in seiner Größe und Art in der gesamten Region einzigartige Förderturm nicht nur das Würselener Stadtbild überragt.
Stolze 70 Meter hoch und über 5.000 Tonnen schwer war der Betonkollos auch nach seiner Nutzung ein Würselener Wahrzeichen, selbst aus dem benachbarten Niederlanden war er deutlich zu sehen. Nicht nur für viele ehemalige Bergleute war er ein weithin sichtbares Zeichen ihrer Heimat.
Auf dem Gelände der ehemaligen Grube sollte jedoch ein Wohngebiet realisiert werden und die Verantwortlichen mussten eine Entscheidung fällen. „Wenn wir ihn jetzt nicht beseitigen, haben wir wegen der heranrückenden Bebauung nie wieder die Chance, ihn gefahrlos niederzulegen“, so damals Stadtdirektor Karl-Heinz Marschner. Also wurde der Stolberger Abriss-Spezialist Walter Werner mit seiner Firma beauftragt, den Turm zu sprengen.
Am 4. August 1994 war es dann so weit, über 10.000 Schaulustige waren Zeuge. Gut zehn Kilogramm Sprengstoff in 110 Bohrlöchern sorgten um genau 11.40 Uhr für einen gewaltigen Knall. Einige Sekunden schien sich nichts zu tun, dann begann der Koloss sich langsam zu neigen und fiel mit der vollen Wucht seiner 5.000 Tonnen präzise in das vorbereitete „Fallbett“, zerbarst in unzählige kleine und größere Stücke.
Trotz eines großen Wassereinsatzes der Würselener Feuerwehren legte sich eine dichte Staubwolke über den Ort des Geschehens, die erst langsam abzog. Nach der Entwarnung durch Unternehmer Walter Werner stürmten unzählige Schaulustige die Trümmerhalde um Erinnerungsstücke einzusammeln.
Einziger Zwischenfall an diesem denkwürdigen Tag: Trotz mehrfacher Aufforderung der Polizei setzte ein Schaulustiger seinen Pkw nicht aus dem Gefahrenbereich weg und bekam so ein besonderes Andenken: eine riesige Beule im Dach. (fs)