Kosmoskids: Hilfe für Kinder von psychisch erkrankten Eltern

Der Kinderschutzbund Würselen bietet ein Programm für Grundschulkinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Wie sich eine seelische Belastung der Kinder bemerkbar macht und was das Programm bietet.

ie Sozialarbeiterinnen Iman Al Zabibi (r.) und Laura Keller leiten die Gruppen der Kosmoskids. Foto: Astrid Hilgers

Eine psychische Erkrankung der Eltern beziehungsweise eines Elternteils stellt in den meisten Fällen eine große Belastung für ein Kind dar, jedes Kind reagiert anders darauf. Häufig entstehen aufseiten der Kinder Unsicherheiten, es fehlt die Stabilität, es mangelt an Selbstbewusstsein, erlebte Dinge aus dem häuslichen Umfeld werden aus eigener Kraft weder bewältigt noch verarbeitet.

Im Stadtteilbüro des Kinderschutzbundes in Würselen-Morsbach wurde daher ein Programm für Grundschulkinder aus Familien mit einem psychisch belasteten Elternteil entwickelt. Das Programm heißt Kosmos, die Kindergruppe nennt sich Kosmoskids. Um intensiv arbeiten zu können, werden nicht mehr als sechs Kinder zwischen sechs und elf Jahren aus Würselen, Herzogenrath und Alsdorf aufgenommen. Die beiden Sozialarbeiterinnen sind startklar.

Die Arbeitsphase dauert rund drei Monate, die Treffen finden einmal wöchentlich von 15.30 bis 17 Uhr im Stadtteilbüro Morsbach statt. Das Hilfsangebot ist kostenfrei, es wird sogar ein Fahrdienst eingerichtet, der die Kinder in der Schule oder zu Hause abholt und wieder zurückbringt. 

Es kann den Kindern sehr guttun zu wissen, dass sie einfach darüber sprechen dürfen, was zu Hause los ist.

Laura Keller, Sozialabeiterin

Die Kinder können und sollen all das thematisieren, was sie bisher nicht auszusprechen wagten. Und die Erfahrung, nicht alleine zu stehen, ist eine positive und tröstliche. Die Eltern werden unterstützend mit ins Boot genommen und können auch nach Abschluss des Kurses weitere Beratung in Anspruch nehmen. 

Laura Keller, eine der beiden Sozialarbeiterinnen, weiß aus Erfahrung, dass zwar der Bedarf an Beratung und Hilfe sehr hoch ist, gleichzeitig die Zielgruppe aber nur äußerst schwer erreicht werden kann. In der Regel geht von psychisch erkrankten Eltern keine Initiative aus, Kinder werden von sich aus ohnehin nicht aktiv. Wenn Kinder auffällige Verhaltensweisen zeigen, können diese Indikatoren für häusliche Probleme sein. Ungewöhnlich ist es, wenn ein Kind andere Kinder nicht zu sich nach Hause einlädt, wenn Vernachlässigungen sichtbar werden, etwa in Form einer merkwürdig gefüllten Brotdose, wenn Hyperaktivität beobachtet wird oder ein völliges Zurückziehen in die soziale Isolation. Viele verschiedene, an sich kleine Dinge fügen sich dann zu einem Gesamtbild.

Wir müssen damit leben, ständig an unsere Grenzen zu stoßen und permanent vor Hürden zu stehen.

Iman Al Zabibi , Sozialabeiterin

Wenn dieses Grund zur Sorge bietet, ist im ersten Schritt ein Elterngespräch erforderlich. Keller: „Hilfe kann nur dann gegeben werden, wenn die Einsicht der Eltern da ist, dass ihr Kind Hilfe benötigt.“ Diese unbedingt erforderliche Einsicht der Eltern ist manchmal nicht gegeben und wird dann zu einem großen Problem für die Kinder. Psychisch kranke Eltern können nicht mehr Anwälte ihrer Kinder sein. Dennoch müssen sie mit allen Maßnahmen völlig einverstanden sein, die ihre Kinder betreffen.

Kellers Kollegin Iman Al Zabibi ergänzt: „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir an die Zielgruppe herankommen. In deutlichen Fällen von Kindesgefährdung schaltet sich das Jugendamt ein. Dann wird auch mal die Teilnahme an einem Programm den Eltern verpflichtend auferlegt. Aber diesen Weg wollen wir eben nicht gehen. Daher müssen wir damit leben, ständig an unsere Grenzen zu stoßen und permanent vor Hürden zu stehen.“

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